Im Zusammenhang mit ENaQ ist oft die Rede von einem Reallabor. Dieser Begriff hat momentan in vielen Diskussionen Hochkonjunktur, aber nicht immer ist hinreichend klar, was sich dahinter verbirgt. Kann man Vergleiche etwa zu einem Chemielabor ziehen, und was bedeuten Reallabore konkret für das ENaQ Projekt? Das erklären heute Dipl.-Ing. , M.A. Ernst Schäfer und apl. Prof. Dr. Ulrich Scheele von der ARSU GmbH.
Allgemein bezeichnen Reallabore (oder englischsprachig living labs bzw. real-world laboratories) konkrete räumliche Einheiten, in denen Kooperationen zwischen Wissenschaft, Praxis und Zivilgesellschaft stattfinden. So wird beispielsweise in einer Region, einer Stadt, in einem Quartier oder auch in einer Nachbarschaft ein experimentelles Umfeld geschaffen, in dem die Akteure reale Veränderungs- und Anpassungsprozesse gestalten und initiieren.
Das Ziel von Reallaboren besteht darin, unkonventionellen Lösungen, die dem gesellschaftlichen Wohl dienen, einen reellen Raum zum Ausprobieren zu bieten. Über die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Praxis und Zivilgesellschaft soll gleichzeitig sichergestellt werden, dass die Lösungen nicht am Alltag der Menschen vorbei entwickelt werden.
Während also in einem klassischen Labor Experimente unter definierten und kontrollierten Rahmenbedingungen durchgeführt werden, sind sie in einem Reallabor ganz konkret in soziale oder gesellschaftliche Fragestellungen eingebettet. Im Falle von ENaQ lautet eine Frage beispielsweise, wie man ein neues Modell des Energieaustausches und -handels in einem Stadtquartier erfolgreich etablieren kann und wie sich dieses Modell unter Realbedingungen verhält.
Was ist das Besondere an einem Reallabor?
Startpunkte für Reallabore sind jeweils konkrete reale gesellschaftliche Problemstellungen in einem spezifischen räumlichen Kontext. Im Mittelpunkt stehen also nicht wissenschaftliche Fragestellungen, sondern Probleme, die nur in einem Zusammenspiel von vielen unterschiedlichen Akteuren und Disziplinen angegangen werden können. Oft geht es dabei um Probleme der Nachhaltigkeit (Klimaanpassung, Reduktion von Emissionen oder Ressourcenverbrauch, Steigerung der Lebensqualität, Umgang mit dem demografischen Wandel usw.).
Außerdem leben Reallabore vor allem von der Beteiligung der betroffenen Akteure, die aktiv eingebunden und dazu bewusst ermuntert werden, den jeweiligen Innovationsprozess zu beeinflussen. Dies können je nach Reallaborkonzept neben den potenziellen Nutzern auch Technologieanbieter, kommunale Institutionen, Unternehmen, Genossenschaften und Umweltverbände sein. Im Gegensatz zu klassischen Laboren finden in Reallaboren Experimente unter realen Bedingungen und in realen Situationen statt. Das bedeutet auch, dass Misserfolge und selbst das Scheitern eines Projektes zwar grundsätzlich möglich sind, aber ohne dass hier für die Zivilgesellschaft negative Folgen auftreten.
Warum ist das ENaQ-Quartier ein Reallabor?
Auf dem Fliegerhorst stellt das ENaQ-Quartier ein Reallabor auf Quartiersebene dar. Der Wunsch nach einem solchen Experimentierraum für gesellschaftliche Herausforderungen wurde von den beteiligten Akteuren des Masterplan „Fliegerhorst“ Entwicklungsprozesses an die Stadt herangetragen und letztlich dann auch realisiert.
Das Projekt „Energetisches Nachbarschaftsquartier Fliegerhorst Oldenburg“ ist dabei ein erstes konkretes Reallabor-Projekt in diesem Quartier, das sich der Reduktion von Emissionen und des Ressourcenverbrauchs im Zusammenhang mit lokaler Energieerzeugung und -nutzung auf Quartiersebene widmet. Hierbei arbeiten Akteure aus der Praxis und der (angewandten) Forschung zusammen mit der Stadt und Zivilgesellschaft an Konzepten, wie ein solches Energiesystem etabliert und langfristig das Bewusstsein bei den Bewohnerinnen und Bewohnern für den bewussten Umgang mit Energie gestärkt werden kann. Weitere Projekte und Ideen können im Rahmen des Reallabors vorbereitet, entwickelt und umgesetzt werden. ENaQ als Reallabor bedeutet daher auch, offen zu sein für neue Ideen und Initiativen, die über das Thema „Energie“ hinausgehen. Die Einwerbung weiterer Forschungsmittel kann dabei ein Weg sein; das ENaQ Quartier könnte sich als Experimentierraum für eine nachhaltige Stadtentwicklung etablieren.
Natürlich gibt es in der Praxis auch eine Reihe offener Fragen, etwa mit Blick auf den erforderlichen Aufwand, die Übertragbarkeit der in einem „Labor“ entwickelten Lösungen und auf langfristig tragfähige Organisationsstrukturen. Wichtig erscheint daher vor allem, diesem Format auch ausreichend Zeit einzuräumen.
Bei weiteren Fragen wenden Sie sich gerne an: scheele@arsu.de oder schaefer@arsu.de
Im Zusammenhang mit ENaQ ist oft die Rede von einem Reallabor. Dieser Begriff hat momentan in vielen Diskussionen Hochkonjunktur, aber nicht immer ist hinreichend klar, was sich dahinter verbirgt. Kann man Vergleiche etwa zu einem Chemielabor ziehen, und was bedeuten Reallabore konkret für das ENaQ Projekt? Das erklären heute Dipl.-Ing. , M.A. Ernst Schäfer und apl. Prof. Dr. Ulrich Scheele von der ARSU GmbH.
Allgemein bezeichnen Reallabore (oder englischsprachig living labs bzw. real-world laboratories) konkrete räumliche Einheiten, in denen Kooperationen zwischen Wissenschaft, Praxis und Zivilgesellschaft stattfinden. So wird beispielsweise in einer Region, einer Stadt, in einem Quartier oder auch in einer Nachbarschaft ein experimentelles Umfeld geschaffen, in dem die Akteure reale Veränderungs- und Anpassungsprozesse gestalten und initiieren.
Das Ziel von Reallaboren besteht darin, unkonventionellen Lösungen, die dem gesellschaftlichen Wohl dienen, einen reellen Raum zum Ausprobieren zu bieten. Über die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Praxis und Zivilgesellschaft soll gleichzeitig sichergestellt werden, dass die Lösungen nicht am Alltag der Menschen vorbei entwickelt werden.
Während also in einem klassischen Labor Experimente unter definierten und kontrollierten Rahmenbedingungen durchgeführt werden, sind sie in einem Reallabor ganz konkret in soziale oder gesellschaftliche Fragestellungen eingebettet. Im Falle von ENaQ lautet eine Frage beispielsweise, wie man ein neues Modell des Energieaustausches und -handels in einem Stadtquartier erfolgreich etablieren kann und wie sich dieses Modell unter Realbedingungen verhält.
Was ist das Besondere an einem Reallabor?
Startpunkte für Reallabore sind jeweils konkrete reale gesellschaftliche Problemstellungen in einem spezifischen räumlichen Kontext. Im Mittelpunkt stehen also nicht wissenschaftliche Fragestellungen, sondern Probleme, die nur in einem Zusammenspiel von vielen unterschiedlichen Akteuren und Disziplinen angegangen werden können. Oft geht es dabei um Probleme der Nachhaltigkeit (Klimaanpassung, Reduktion von Emissionen oder Ressourcenverbrauch, Steigerung der Lebensqualität, Umgang mit dem demografischen Wandel usw.).
Außerdem leben Reallabore vor allem von der Beteiligung der betroffenen Akteure, die aktiv eingebunden und dazu bewusst ermuntert werden, den jeweiligen Innovationsprozess zu beeinflussen. Dies können je nach Reallaborkonzept neben den potenziellen Nutzern auch Technologieanbieter, kommunale Institutionen, Unternehmen, Genossenschaften und Umweltverbände sein. Im Gegensatz zu klassischen Laboren finden in Reallaboren Experimente unter realen Bedingungen und in realen Situationen statt. Das bedeutet auch, dass Misserfolge und selbst das Scheitern eines Projektes zwar grundsätzlich möglich sind, aber ohne dass hier für die Zivilgesellschaft negative Folgen auftreten.
Warum ist das ENaQ-Quartier ein Reallabor?
Auf dem Fliegerhorst stellt das ENaQ-Quartier ein Reallabor auf Quartiersebene dar. Der Wunsch nach einem solchen Experimentierraum für gesellschaftliche Herausforderungen wurde von den beteiligten Akteuren des Masterplan „Fliegerhorst“ Entwicklungsprozesses an die Stadt herangetragen und letztlich dann auch realisiert.
Das Projekt „Energetisches Nachbarschaftsquartier Fliegerhorst Oldenburg“ ist dabei ein erstes konkretes Reallabor-Projekt in diesem Quartier, das sich der Reduktion von Emissionen und des Ressourcenverbrauchs im Zusammenhang mit lokaler Energieerzeugung und -nutzung auf Quartiersebene widmet. Hierbei arbeiten Akteure aus der Praxis und der (angewandten) Forschung zusammen mit der Stadt und Zivilgesellschaft an Konzepten, wie ein solches Energiesystem etabliert und langfristig das Bewusstsein bei den Bewohnerinnen und Bewohnern für den bewussten Umgang mit Energie gestärkt werden kann. Weitere Projekte und Ideen können im Rahmen des Reallabors vorbereitet, entwickelt und umgesetzt werden. ENaQ als Reallabor bedeutet daher auch, offen zu sein für neue Ideen und Initiativen, die über das Thema „Energie“ hinausgehen. Die Einwerbung weiterer Forschungsmittel kann dabei ein Weg sein; das ENaQ Quartier könnte sich als Experimentierraum für eine nachhaltige Stadtentwicklung etablieren.
Natürlich gibt es in der Praxis auch eine Reihe offener Fragen, etwa mit Blick auf den erforderlichen Aufwand, die Übertragbarkeit der in einem „Labor“ entwickelten Lösungen und auf langfristig tragfähige Organisationsstrukturen. Wichtig erscheint daher vor allem, diesem Format auch ausreichend Zeit einzuräumen.
Bei weiteren Fragen wenden Sie sich gerne an: scheele@arsu.de oder schaefer@arsu.de